© Hallmark Channel

Driving Home for Christmas

Ein Streifzug durch sechs Festtagsfilme von Tibor Takács

„Driving home for Christmas
With a thousand memories
I take a look at the driver next to me
He’s just the same.“

Chris Rea

Die Karrieren mancher, vornehmlich im B-Segment der internationalen Filmproduktion tätiger Filmemacher gehen mitunter seltsame Wege. Das bestätigte sich einmal mehr infolge einer Neusichtung einiger Filme des ungarisch-kanadischen Filmemachers Tibor Takács, bekannt vor allem Fans des Horrorkinos durch den kleinen Genreklassiker „The Gate“ (1986) sowie das weniger klassische, dafür aber schön durchgeknallte Sequel „The Gate 2: Trespassers“ (1990). Im Anschluss an seinen Durchbruch mit diesem Überraschungserfolg kehrte Takács dem Horrorfilm vorerst den Rücken, um im Verlauf der 90er-Jahre eine Reihe von DTV-Actionfilmen, oftmals mit seinem Stammdarsteller Marc Dacascos, sowie zahlreiche Episoden für verschiedene TV-Serien zu inszenieren. Nach zwei Weihnachtsfilmen, „Once Upon a Christmas“ (2000) und „Twice Upon a Christmas“ (2001), waren die folgenden anderthalb Jahrzehnte von zahlreichen, ebenfalls direct to video produzierten Beiträgen zu den (Sub-)Genres des Tierhorrorfilms („Killer Rats“, „Mosquito Man“, „Kraken: Tentacles of the Deep“, „Ice Spiders“, „Mega Snake“ „Spiders 3D: The City Is Crawling“) sowie des Katastrophenfilms („Tornado Warning“, „Earthquake: Nature Unleashed“, „The Black Hole“, „New York City: Tornado Terror“, „Meteor Storm“, „Destruction: Los Angeles“) geprägt. Von 2017 bis 2020 gehörte Takács schließlich zu den Hausregisseuren des amerikanischen Hallmark Channel, eines TV-Ablegers des marktführenden amerikanischen Grußkartenherstellers Hallmark, der sich unter anderem auf eigenproduzierte Weihnachtsfilme spezialisiert hat und alljährlich im November und Dezember einen „Countdown to Christmas“ feiert. In diesem Zeitraum hat Takács insgesamt sechs Feiertagsfilme inszeniert, und passend zur Jahreszeit habe ich mir alle sechs angesehen.

Rocky Mountain Christmas (USA 2017)

Rocky Mountain Christmas
© Hallmark Channel

„This may be a small town, but it’s big on Christmas spirit.“

Nach der sehr öffentlichen Trennung von einem Internetmilliardär, der sie für eine Schauspielerin verlassen hat, flieht die Innenarchitektin Sarah Davis vor der New Yorker Klatschpresse nach Colorado, wo sie auf der Ranch ihres Onkels Ray (Treat Williams, einst „Prince of the City“, heute King of Christmas) aufwuchs. Dort trifft sie auf den Hollywoodstar Graham Mitchell, der sich dort in Vorbereitung einer Rolle in einem neuen Film als Hilfsarbeiter verdingen möchte. Als Kitt im sozialen Gefüge der Kleinstadt stellt sich eine Weihnachtsparade nebst ritueller Baumbeleuchtungszeremonie auf der Ranch heraus, die jedoch in diesem Jahr erstmals ausfallen soll, da Onkel Roy, vom Schmerz über den Tod seiner Gattin ergriffen, beschlossen hat, Weihnachten zu ignorieren sowie die Ranch zu verkaufen. Den wahren Geist der Weihnacht lernt Sarah, als sie sich bereiterklärt, gemeinsam mit Graham die Organisation der Parade zu übernehmen und den trauernden Witwer zu zwingen, sein gesamtes Haus weihnachtlich zu schmücken. Die aufblühende Liebe zu Graham gerät in eine kurze Krise, als dessen Codarstellerin Nicole auftaucht, am Ende zieht diese jedoch mit Sarahs Bruder Cody gen Hollywood ab, wo sie diesem einen Job als Pferdetrainer besorgt, während Sarah und Graham beschließen, nicht wieder an ihre jeweiligen Küsten zurückzukehren, sondern ihre hochbezahlten Jobs hinzuschmeißen, Onkel Roys Zukunftspläne zu ignorieren und fortan gemeinsam auf der Familienranch zu leben.

Bei der Erstsichtung eines Hallmark-Weihnachtsfilmes ist es geradezu schockierend, wie freundlich alle Menschen darin sind: Insbesondere nun, fünf Jahre und etliche gesellschaftliche Verwerfungen und Verwüstungen später wieder betrachtet, wirkt „Rocky Mountain Christmas“ wie ein Science-Fiction-Film aus einer Paralleldimension. Alle Konflikte des Plots scheinen kaum den Augenblick zu überdauern, den es benötigt, um sie im Dialog auszuformulieren, und es gibt eigentlich keinerlei Antagonisten, nur Menschen, die es bedingungslos gut miteinander meinen und zur Zusammenarbeit bereit sind, um jedwedes Hindernis, das ihnen pro forma in den Weg gelegt wird, auf Weihnachtsfeiern und unter Lichterketten gemeinsam zu lösen. Der Weg in die große Stadt ist ein Irrweg, nur das Kaff, in das man hineingeboren wird, hält das rechte Leben bereit, und Tradition bedeutet, dass alles bis in alle Ewigkeit immer so bleiben muss, wie es ist. Bezüglich der Inszenierung sticht Takács’ Routine als B-Genreregisseur ins Auge: Obgleich nahezu nichts geschieht, wirkt „Rocky Mountain Christmas“ ungemein ökonomisch, ja, geradezu rasant erzählt. Takács gelingt der Kunstgriff, auf Füllszenen so weitgehend und demonstrativ zu verzichten, dass man dabei glatt vergessen kann, dass im Grunde der ganze Film eine Füllszene ist.

It’s Christmas, Eve (USA 2018)

© Hallmark Channel

„Eve’s right, people are more than numbers. And besides, it’s Christmas.“

Als eine Art Unternehmensberaterin für Schulen reist Eve (Country-Superstar LeAnn Rimes) von Stadt zu Stadt, um dort jeweils Einsparungsmaßnahmen durchzusetzen und jene Unterrichtssegmente, die als verzichtbar betrachtet werden – Kunst und Musik –, abzuwickeln. Ausgerechnet zur Weihnachtszeit verschlägt es sie nun in ihre Heimatstadt Franklin, Pennsylvania, wo sie den alleinerziehenden Musiklehrer Liam und seine Tochter Abby kennenlernt und durch Abbys Vortrag des von Liam komponierten Weihnachtsliedes „You and Me and Christmas“ auf dem Elektrokeyboard erkennt, dass sie sich beruflich dem Falschen verschrieben hat und der einzige Weg, den Musikzweig der Schule zu retten, eine im Internet gestreamte Weihnachtsfeier ist. Da in der Hallmark-Welt das Internet nicht vorrangig Distributionsmedium für Pornografie und Katzenfotos ist, sondern jederzeit vom wahren Geist der Weihnacht mitgerissen werden kann, wenn auf einer Kleinstadtweihnachtsfeier Zehnjährige selbstkomponierte Weihnachtslieder singen, geht der Plan auf und es kommt eine sechsstellige Spendensumme zusammen, die das Musikprogramm rettet. Eve selbst beschließt, ihre nächste Stelle in San Diego abzusagen, eine feste Stelle an der Schule ihrer Heimatstadt anzutreten und gemeinsam mit Liam und Abby sesshaft zu werden.

Der Plot ist im Grunde derselbe wie in „Rocky Mountain Christmas“, und auch eine ganze Reihe von Motiven wiederholt sich deutlich. Wo Sarah in „Rocky Mountain Christmas“ von ihrer sich als Schauspielerin verdingenden Mutter der Obhut von Onkel und Tante übergeben wurde, gibt es auch hier die Figur der abwesenden Mutter von Abby und Exgattin von Liam, die die beiden verließ, um „ihre Träume zu jagen“. Diese Figuren sind, theoretisch, quicklebendig, tauchen jedoch niemals auf und scheinen im Leben der Zurückgelassenen keinerlei Rolle zu spielen, es sei denn als Verursacherinnen einer Art Lücke im Leben, die bisher durch Eskapismus und Arbeit überdeckt wurde und für die das Wort „Trauma“ angesichts der Leichtigkeit, mit der sie durch Liebe, Herzensgüte und Weihnachten geschlossen werden, deutlich zu hoch gehängt wäre.

„Memories of Christmas“ (USA 2018)

© Hallmark Channel

„Sweetie, neither of your folks, including your mom, were Christmas-crazy. They were people-crazy.“

Noelle (Christina Milian, die Anfang der 00er-Jahre mal Popstar war) arbeitet in San Francisco für eine große Firma, macht dort irgendwas mit Finanzen, hasst trotz oder gerade wegen ihres Namens Weihnachten und wird von ihrer Chefin aber aufgrund von akuter Überarbeitung trotzdem dazu verdonnert, über die Feiertage in ihre Heimatstadt nach Michigan zu reisen. Dort entschließt sie sich, endlich einmal die Haushaltsauflösung ihrer verstorbenen Mutter in Angriff zu nehmen, scheitert jedoch daran, dass sie zu den Feiertagen kein arbeitsbereites Umzugsunternehmen findet und dann auch noch ihr Flug gecancelt wird. Gezwungen, länger als geplant zu bleiben, lernt sie den Handwerker Dave kennen und überdies, dass sich hinter dem Dekorationswahn ihrer Mutter der wahre Geist der Weihnacht verbarg. „Neither of your folks were Christmas-crazy. They were people-crazy“, so bringt der freundliche Immobilienmakler, den Noelle mit dem Verkauf ihres Geburtshauses beauftragt, den Kern all der Schmückereien und Feiereien auf den Punkt. Im Anschluss an eine Benefiz-Weihnachtsgala rettet Noelle durch einen geschickt manipulierten Finanzdeal die Hütte, in der diese Gala traditionell stattfindet – eine Art Gemeindesaal –, und beschließt, ihren Job in der Großstadt aufzugeben und gemeinsam mit Dave in Michigan zu bleiben.

„Memories of Christmas“ ist der dritte Film, der mittels minimaler Plotvariationen exakt dieselbe Geschichte erzählt – diesmal allerdings, nachdem die beiden ersten so weiß waren, wie es nur irgend vorstellbar ist, mit einem afroamerikanischen ProtagonistInnenpaar. Darüber hinaus ändert sich an Thematik, Ästhetik und Formatierung überhaupt nichts. Je mehr dieser Filme ich schaue, desto deutlicher tritt auch der Charakter der Hallmark-Weihnachtsfilme als eine Art TV-Endmoränen des regionalen Filmemachens zutage. Obgleich sie alle irgendwo in Kanada gedreht werden, ist ihre Verortung in spezifischen, ruralen Gegenden im US-amerikanischen Heartland nicht nur explizit markiert, sondern gar sinnstiftend. Der Konflikt, den sie weniger austragen – dafür sind sie viel zu konfliktarm erzählt –, der ihnen aber grundlegend eingeschrieben ist, ist der zwischen den urbanen und den provinziellen Lebenswelten, die tatsächlich nicht nur im amerikanischen, sondern im gesamten westlichen Kino seit einigen Dekaden immer weniger vorkommen. Auch ein Blick etwa auf den deutschen Heimatfilm offenbart etwa rasch das Ausmaß, in dem das deutsche Filmeschaffen im Verlauf eines guten halben Jahrhunderts urbanisiert wurde. Die Hallmark-Festtagsfilme könnten somit in ihrer Funktion in etwa den unzähligen Regionalkrimiserien des deutschen Fernsehens entsprechen.

„A Christmas Miracle“ (USA 2019)

© Hallmark Channel

„I know you’re not the ho ho ho type of guy.“ – „Yeah, but I’m not the no no no type either.“

Im vierten Film des Sichtungsmarathons kehrt Takács die Plotbewegung um und stellt nicht eine aus der großen Stadt in den kleinen Heimatort zurückkehrende Protagonistin in den Mittelpunkt. Stattdessen ist die alleinerziehende Journalistin Emma gerade für einen Job beim einem Klatschmagazin aus Savannah, Georgia nach Denver gezogen, das hier allerdings von Vancouver gedoubelt wird. Als Emmas intrigante Chefin Valerie der Neuen die Idee für die Titelstory der Weihnachtsausgabe – die Suche nach einem „real-life Christmas miracle“ – stiehlt, macht sich Emma mit Unterstützung des Fotografen Marcus auf eigene Faust auf die Suche nach dem benötigten Wunder und stößt auf den Straßenmusiker „Santa Dean“ (Barry Bostwick, die „Rocky Horror Picture Show“ scheint hundert Jahre her zu sein), der auf einem billigen Keyboard vor einer Shopping Mall „Stille Nacht“ und „O Tannebaum“ spielt, vor dessen Talent aber gleichwohl alle Passant*innen in Ehrfurcht erstarren. Als sich die Story der Chefin als inszenierter Schwindel herausstellt, springt Emma ein, und bei einem großen Weihnachtskonzert finden der einstige Jazzmusiker Dean und seine verlorene Tochter sowie Emma und Marcus zusammen.

Der Sprung der Erzählung in ein urbanes Setting bringt tatsächlich einige narrative Veränderungen, oder eher: leichte Verlagerungen, mit sich. So gibt es nun mit der dezidiert unsympathisch gezeichneten Valerie so etwas wie eine Antagonistin, die in den durch und durch freundlichen Kleinstadtwelten der vorherigen drei Filme so nicht vorstellbar wäre. Emmas erklärtes Bestreben ist es, ein Stück vom wahren Geist der Weihnacht aus der kleinen in die große Stadt mitzubringen, und von diesem ergriffen spürt sie am Wendepunkt des Plots folgerichtig auch keinerlei Rachegelüste Valerie gegenüber, die mit einer halbherzigen Entschuldigung aus der ganzen Nummer herauskommt. Nur darum, das Richtige zu tun, geht es Emma, und am harmonieseligen Ende wird sie von der Chefin der Chefin zur neuen Hoffnungsträgerin des Magazins erklärt, bevor Santa Dean und seine Tochter noch mal vor ergriffenem Publikum Stille Nacht tuten dürfen.

„The Secret Ingredient“ (USA 2020)

© Hallmark Channel

„Change can be good, right? – On second thought, I’ll just get my usual.“

Der fünfte gesichtete Film streut einen Funken Chaos in die Gleichförmigkeit des takácsschen Weihnachtsfilmschaffens, handelt es sich bei „The Secret Ingredient“ doch um einen Valentinstagsfilm. Diese Erkenntnis im Verlauf der Filmrecherche für diesen Text ergab jedoch rasch, dass jede Form des Umgangs mit der Existenz dieses Films ohnehin nur ein fauler Kompromiss sein konnte, und so beschloss ich, ihn gleichwohl in das Corpus gesichteter Filme aufzunehmen. Es ist schließlich Weihnachten, und da sollte man großzügig sein.

Die Konditorin Kelly wird gleich zweimal aus der Bahn ihres Kleinstadtalltags in Bailey’s Fork, North Carolina geworfen. Zuerst begegnet sie ihrem Exverlobten Andrew wieder, der sie vor Jahren verließ, um in einem Pariser Luxusrestaurant zu arbeiten, und dann wird sie von einem Fernsehteam überrascht, das sie einlädt, im Valentinstagsspecial einer populären Kochshow in Atlanta gegen drei andere Kandidaten anzutreten. Da die Kandidaten einander nicht sehen können, und Kelly auch nicht Verdacht schöpft, als sie Andrew in der Gegend um das Studio herum immer wieder zufällig über den Weg läuft, erfahren die beiden erst nach dem großen Finale, dass sie gegeneinander angetreten sind – und dass sie für die abschließende große Hochzeitstorte dasselbe Rezept verwendet haben. Das führt kurz zu einem Streit, der immerhin heftiger ausgetragen wird als alle Konflikte der bisherigen vier Weihnachtsfilme zusammen, am Ende, nach Kellys knappem Sieg, entscheidet sich Andrew jedoch, die internationale Kochkarriere an den Nagel zu hängen, zurück nach Bailey’s Fork zu ziehen und dort das Main Street Diner von Kellys Eltern zu übernehmen.

Im engen Kosmos der Hallmark-Kleinstadtfilme wirkt dieses Ende bereits beinahe subversiv, muss doch für einmal nicht die Frau ihr bisheriges Lebensmodell aufgeben und zurück in die Heimat ziehen – nun gut, weil sie von vornherein dort geblieben ist natürlich, aber gleichwohl. Am philosophischen Kern all dieser Filme – bleib dort, wo du geboren bist, lass alles so, wie es schon immer war, geh nicht in die fremde Stadt – rührt auch „The Perfect Ingredient“ nicht, aber für die Genderpolitik bedeutet dieser Rollentausch in einem Genre, das so essenziell von Minimalverschiebungen geprägt ist, schon fast eine kleine Revolution. Überhaupt hat mir „The Perfect Ingredient“ recht gut gefallen: Die kompetitive TV-Show-Dramaturgie ist funktional, und Takács’ Schwelgen im quietschbunten Backwerk der ProtagonistInnen macht durchaus Spaß. Überdies bestätigt sich hier im Umgang mit dem gerade aus europäischer Perspektive wenig besinnlichen Valentinstag, dem Garry Marshall mit „Valentine’s Day“ 2010 noch die schlimmste RomCom aller Zeiten widmen durfte, noch einmal eine gewisse Zurückgenommenheit, die bereits in den vier bisherigen Weihnachtsfilmen angenehm auffiel. Im Gegensatz etwa zu den in den USA ebenfalls sehr populären evangelikalen Weihnachtsfilmen des faith-based cinema sind Takács’ Hallmark-Festtagsfilme dem Predigen spiritueller Werte relativ abhold. Es geht hier eher um Kindheitserinnerungen, um Familien- und Communityzusammenhalt, und natürlich immer um die Liebe, die die Protagonistinnen aus ihrer karrieristischen Einsamkeit erlöst, weniger um Weihnachten als religiöses Fest oder Ausdruck bestimmter Werte. Die Filme sind, um mit ihnen selbst zu sprechen, weniger Christmas-crazy, eher people-crazy.

„The Christmas Aunt“ (USA 2020)

© Lifetime

„I just like giving you a hard time, that’s all.“

Für den sechsten und letzten für diesen Text gesichteten Film wechselte Takács den Auftraggeber: Anstelle von Hallmark inszenierte er „The Christmas Aunt“ für Lifetime, den zweiten großen amerikanischen Produzenten von Human-Interest-Gebrauchsfilmen. Einen zweiten Plot musste er für diesen Arbeitgeberwechsel nicht entwickeln: Rebecca (Keshia Knight-Pulliam, in den 80er-Jahren die jüngste Tochter Rudy in der „Bill Cosby Show“) arbeitet in Los Angeles als Assistentin einer Galeristin für abstrakte Kunst, kehrt jedoch kurzfristig als Babysitterin der zwei Kinder ihrer Schwester nach Nashville zurück, wo sie, um diesen den wahren Geist der Weihnacht nahezubringen, ein „12 Days of Christmas“-Spiel inszeniert und ihrem besten Freund aus Kindestagen, Drew, wiederbegegnet, der ihr einst, natürlich an Weihnachten, das Herz brach. Die beiden nähern sich einander wieder an, und eine Romanze beginnt, die allerdings – und hier schreibt sich tatsächlich ein feststellbarer Unterschied zu den Hallmark-Filmen ein – durch die Bewältigung alter Verletzungen und das Ringen, wieder Vertrauen zu fassen, erschwert und unterbrochen wird.

Im Vergleich zur konsequenten Konfliktvermeidung in den Konkurrenzproduktionen nähert sich „The Christmas Aunt“ somit vielleicht einen Schritt weit einer klassischen RomCom-Dramaturgie an. Obgleich bis in die letzte Plotwendung – Rebecca gibt ihren Job in L.A. auf, um Kuratorin einer Kunsthalle für lokale Künstler*innen zu werden, die vor allem Fotos von schlittenfahrenden Kindern und Weihnachtsbäumen sowie getöpfertes Kunsthandwerk auszustellen scheint – hinein nach identischem Schema gefertigt, wirkt Takács‘ erster Lifetime-Film doch einen Tick lebendiger, die Figuren einen Hauch komplexer angelegt. Die Hallmark-Festtagsfilme kommen einem hingegen im direkten Vergleich allesamt so vor, als habe man mit dickem Stift die Umrisse eines Bildes aufgemalt, die dann niemals mit Farbe ausgefüllt wurden – allesamt Vorskizzen zu dem einen, großen Gemälde der amerikanischen Weihnacht, das dann doch niemals entsteht. Das haben sie vielleicht mit so manch einem realen Weihnachtsfest gemeinsam.

Weitere Beiträge
Menschen, Tiere, Depressionen: „Ich war zuhause, aber…“